FAQ – Berufung in der SJM
Welche Voraussetzungen muss ein Kandidat für die SJM mitbringen?
Nimmt die SJM auch Kandidaten aus nicht-europäischen Ländern auf?
Muss man für eine Aufnahme in die SJM Deutsch sprechen?
In welchen Schritten erfolgt in der SJM die Vorbereitung auf das Priestertum?
1. Schritt: Gegenseitiges Kennenlernen
Der erste Schritt besteht in einem grundsätzlichen Kennenlernen der Kongregation; dies kann im Rahmen der pastoralen Arbeiten der SJM in Pfarreien, Gruppen, Schule usw. geschehen, denkbar ist auch die Teilnahme an einem Exerzitienkurs, der Kontakt mit einer Einrichtung, die von der SJM geführt wird oder wo SJM-Patres mitarbeiten oder – am besten – ein mehrtägiger Besuch unseres Ausbildungshauses in Blindenmarkt/Niederösterreich. Das Internet mag ein guter Anfang sein, kann aber sicher nicht den persönlichen Kontakt ersetzen. Sollte sich die Überzeugung festigen, von Gott möglicherweise für ein Leben in die Kongregation der SJM berufen zu sein, so bittet der Interessent beim Generaloberen um Aufnahme in den Orden. Stimmt der Obere zu, wird ein Termin für den Beginn der Kandidatur vereinbart (gewöhnlich im Herbst).
2. Schritt: Kandidatur
Die Kandidatur beginnt mit dem Einzug in unser Ausbildungshaus, derzeit das Schloss Auhof in Blindenmarkt/Niederösterreich. In dieser ersten Phase lebt der Interessent bereits in der Gemeinschaft, jedoch noch ohne besondere Verpflichtungen. Er nimmt am gemeinsamen Gebetsleben teilnehmen und versucht sich Schritt für Schritt in den Tagesablauf einzufinden. Zudem erhält er eine praktische Einführung in das Ordensleben. Die Kandidatur dient dem tieferen gegenseitigen Kennenlernen – einerseits erlebt der Kandidat die Kongregation „von innen“, andererseits lernt der Orden den Interessenten besser kennen. Beides ist wichtig für die Entscheidung, ob ein Beginn des Noviziats sinnvoll ist. Kommen beide Seiten – Kandidat und Orden – zu einem positiven Ergebnis, wird ein Termin für die Aufnahme ins Noviziat festgelegt. Die Länge der Kandidatur ist individuell verschieden und kann zwischen 3 und 12 Monaten variieren.
3. Schritt: Noviziat
Am Beginn des Noviziats, das derzeit ebenfalls im Schloss Auhof (Blindenmarkt) stattfindet, wird der Kandidat eingekleidet, d. h. er erhält die Soutane als äußeres Zeichen seines neuen Standes. Im Noviziat werden die spirituellen Grundlagen des Ordenslebens gelegt: Der junge Ordensmann soll Christus als Mittelpunkt seiner Berufung tiefer erkennen und lieben lernen und alles Denken und Handeln auf ihn ausrichten. Der streng gegliederte Tagesablauf wechselt zwischen Gebet, Hausarbeit und Studium (Heilige Schrift, Katechismus, Latein und Griechisch). Spiritueller Höhepunkt des Noviziats sind die vierwöchigen Ignatianischen Exerzitien. Obwohl der Novize in keiner Weise endgültig an den Orden gebunden ist, gelten in dieser Zeit für ihn alle Regeln, als ob er ein festes Mitglied wäre. Nur auf diese Weise wird das Noviziat als wirkliche Erprobungsphase erlebbar. Nach Ablauf eines Jahres kann der Novize die dreijährigen Ordensgelübde ablegen.
4. Schritt: Juniorat
An das Noviziat schließt sich das Philosophie- und Theologiestudium an. Allerdings sind ausreichende Kenntnisse in den klassischen Sprachen Latein und Griechisch unbedingte Voraussetzung für eine Zulassung zum Studium. Im negativen Fall wird eine Zeit des Sprachstudiums eingelegt – das sog. „Juniorat“ – das ein oder mehrere Semester dauern kann. Nur so ist gewährleistet, dass sich der Priesteramtskandidat in der Zeit seines Philosophie- und Theologiestudiums voll auf die systematischen Fächer konzentrieren kann und nicht nachträglich Energie in Sprachstudien investieren muss.
5. Schritt: Philosophie- und Theologiestudium
Die philosophisch-theologische Ausbildung der Priesteramtskandidaten in der SJM erfolgt im Studienhaus St. Petrus Canisius, also wiederum im Auhof. In der Regel erstreckt sich das Studium über 12 Semester. Ziel des Studiums ist einerseits eine umfassende und fundierte Kenntnis der Hauptgebiete der abendländischen Philosophie und katholischen Theologie, andererseits das Erlernen und Einüben einer selbständigen und wissenschaftlichen Arbeitsweise. So soll der Priesteramtskandidat befähigt werden, aktuelle Fragen der Gegenwart und zeitgenössische Strömungen in der Theologie und den Geisteswissenschaften auf dem Hintergrund der philosophia perennis und der überlieferten Lehre der Kirche einzuordnen und zu beurteilen – gemäß der Bestimmung des II. Vatikanums, die Seminaristen mögen „lernen, die Lösung der menschlichen Probleme im Lichte der Offenbarung zu suchen, ihre ewige Wahrheit auf die wandelbare Welt menschlicher Dinge anzuwenden und sie in angepasster Weise den Menschen unserer Zeit mitzuteilen“ (OT 16). Neben dem Studium engagieren sich die meisten Studenten in ihrer Freizeit – an Wochenenden und in den Ferien – für diverse Jugendgruppen der näheren Umgebung: Bei Pfadfindern, Firmlingen oder Ministranten. Auf diese Weise können sie das Gelernte sofort in Katechesen praktisch anwenden und erproben. Gleichzeitig ist damit gewährleistet, dass der Kontakt „zur Welt“ in den Jahren der Ausbildung nicht verloren geht. Nach Ablauf der dreijährigen Gelübde besteht die Möglichkeit, die ewigen Gelübde abzulegen; andernfalls werden die zeitlichen Gelübde für einen weiteren festen Zeitraum verlängert.
6. Schritt: Diakonats- und Priesterweihe
Die Diakonats- und Priesterweihe wird in der SJM in der forma ordinaria gespendet. Ihnen geht – als Vorbedingung – die Ablegung der ewigen Gelübde und die Beauftragung zum Lektorat und Akolythat voraus. Nach der Diakonatsweihe übernimmt der Priesteramtskandidat verschiedene seelsorgliche und liturgische Aufgaben in einer der uns anvertrauten Pfarreien. Er assistiert dem Priester bei der Feier der Liturgie (z. B. Predigt), übernimmt den Besuch von Kranken (Krankenkommunion), hält Taufvorbereitungen und vieles mehr. Nach circa einem Jahr wird die Priesterweihe erteilt. Daran schließt sich im Normalfall eine Kaplanszeit an, in welcher der Neugeweihte in allen seelsorglichen Grundaufgaben erste pastorale Erfahrungen sammeln kann.
7. Terziat
Die Ausbildung eines Paters in der SJM ist erst mit dem sog. Terziat abgeschlossen. Nachdem der neugeweihte Priester einige Jahre in der Seelsorge tätig war, kehrt er nochmals für einen längeren Zeitraum in das Ordenshaus zurück (ca. 6 Monate), um in einem „zweiten Noviziat“ sein spirituelles Leben als Priester abschließend zu vertiefen und zu festigen. In dieser Zeit durchläuft er nochmals die 30-tägigen Exerzitien des hl. Ignatius. Erst nach dieser letzten Etappe ist seine Ausbildung endgültig abgeschlossen.
Meine Berufung
„Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist; ich habe einen Platz in Gottes Plan und auf Gottes Erde, den kein anderer hat.“
Sel. John Henry Newman