Mit P. Stephan Waxenberger SJM hat der Herr unserer Gemeinschaft einen neuen Priester geschenkt: Gott sei Dank! Am 7. Mai 2021 weihte Exzellenz Erzbischof Georg Gänswein aus dem Vatikan unseren Mitbruder in der Basilika St. Anna in Altötting zum Priester. Doch bis es so weit war, galt es viele Hindernisse aus dem Weg zu räumen…
Jede Priesterweihe ist etwas besonderes. Der Weihekandidat bereitet sich jahrelang auf den Augenblick vor, in dem ihm vom Bischof die Hände aufgelegt werden und der Heilige Geist das „unauslöschliche Siegel“ der Priesterweihe in seine Seele prägt, während das Volk für sein zukünftiges priesterliches Wirken betet. Auch Stephan Waxenberger hatte sich auf diesen Tag seit langem vorbereitet: Gebürtig aus Landersdorf bei Dorfen in Oberbayern trat der heute 28jährige (Jahrgang 1993) nach dem Abitur und nach einem Semester Studium zum Bauingenieur in unsere Ordensgemeinschaft ein. Im Mutterhaus der SJM in Blindenmarkt absolvierte er sein Noviziat und den ersten Teil seines Philosophie- und Theologiestudiums, das er an der Hochschule in Heiligenkreuz abschloss. Schon während dieser Zeit war er in der Jugendarbeit tätig, engagierte sich als Gruppenführer in der Katholischen Pfadfinderschaft Europas und blieb auf diese Weise auch während seiner Ausbildung in regem Kontakt mit der Jugend. Im letzten Jahr sammelte er als Diakon in der Pfarre St. Anna in Blindenmarkt erste seelsorgliche Erfahrungen. Hier wird auch nach seiner Priesterweihe sein erstes Arbeitsfeld als Pater und Kaplan sein.
Die feierliche Weiheliturgie war ursprünglich im Stift St. Florian in Oberösterreich geplant, aber wegen der erschwerten Bedingungen an der Grenze zu Österreich für die hauptsächlich bayerischen Gäste schien eine Verlegung nach Deutschland angeraten. So fand die Priesterweihe zwar nicht unter dem Patronat des Feuerwehrheiligen St. Florian statt, aber in Altötting unter dem besonderen Schutz der Gottesmutter, am wichtigsten Marienwallfahrtsort in Deutschland. Selbst in der großen Basilika war nur eine genau begrenzte Zahl von Gläubigen zugelassen und es galten strenge Vorschriften. Trotzdem war es möglich, die Spendung einer Priesterweihe in großer Würde und mit Blick auf das Wesentliche zu feiern. Der liturgische Dienst wurde von den SJM-Seminaristen übernommen, der kleine Chor wurde von KPE-Pfadfindern gestellt, und zahlreiche Priester nahmen zusammen mit Altbischof Wilhelm Schraml (Passau) an der Liturgie teil.
Maßgeblichen Anteil an der würdigen Feier hatte Exzellenz Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. und Präfekt des Päpstlichen Hauses, der für die Spendung der Priesterweihe eigens aus Rom nach Altötting gekommen war. Im Reisegepäck hatte er persönliche Grüße unseres emeritierten Heiligen Vaters – an erster Stelle an die Muttergottes von Altötting, aber auch an alle versammelten Gläubigen, mit denen er sich im Gebet verbunden wisse. In der Predigt legte Gänswein das Evangelium vom Weinstock aus. Neunmal mahnt Jesus dort seine Jünger: „Bleibt in mir!“ Daher zeichnet den Jünger sein Feststehen zum gegebenen Wort, seine Treue zu Jesus aus. Gerade in einer fortschrittgläubigen Zeit ist es wichtig, zu verstehen: Das Weggehen von Jesus ist nicht Fortschritt, sondern Abfall, so der Prediger. Einen wirklichen Fortschritt in Glaube, Liebe und Hoffnung kann es nur für den geben, der im Wort Jesu bleibt. Ein Priester kann beschrieben werden als „Segnender“. Doch segnen kann ein Priester immer nur vom Herrn her; wenn er nicht auf die eigenen Fähigkeiten und Begabungen vertraut, sich nicht selber verkündet, sondern Jesus, das menschgewordene Wort Gottes. „Dann werden Sie es nicht Ihnen selbst zuschreiben, wenn das gelingt.“ Und weiter: „Wenn Priester und Bischöfe nicht mehr den Mut haben, das Evangelium kraftvoll und unverkürzt zu verkündigen, sondern eigene Weisheiten zum Besten geben, dann gibt es Unheil, dann hagelt es auch Schlagzeilen. Haben wir davon in jüngster Zeit nicht mehr als genug gehabt? Wer eine neue Kirche erfinden möchte, einen neuen Glauben, der irrt, der ist auf dem Holzweg, noch schlimmer, der missbraucht seine geistliche Vollmacht.“ Und Erzbischof Gänswein folgerte: „Lieber Stephan, etwas humorvoll und leicht provokativ gesagt: Sie dürfen den Mund voller nehmen, als wenn Sie nur im eigenen Namen sprechen würden. Sie dürfen, Sie müssen den Menschen die Frohe Botschaft verkünden, mit der Sie ringen werden, solange Sie leben. Denn dieses Ideal haben nicht Sie selbst erfunden. Ich wünsche Ihnen den nötigen Mut und die nötige Demut, zu erkennen, dass Sie nur Überbringer der Frohen Botschaft und nicht selbst die Frohe Botschaft sind.“ Und er ermutigte ihn zum Abschluss: Im Ordenskürzel SJM, das seinem Namen angefügt ist, steckt der große Auftrag, Diener Jesu, aber auch Diener Mariens zu sein. Bei Maria steht ein Priester immer in guten Diensten. Wie Jesus am Kreuz seine Mutter dem Jünger Johannes anvertraut hat, so vertraut er sie heute auch ihm als Priester an; daraus folgt aber, dass der Herr dem Priester auch die Kirche heutzutage anvertraut.
Wegen der aktuellen Regelungen in Bayern konnten nach der Weihe keine Feiern im weltlichen Rahmen stattfinden. Für eine persönliche Begegnung mit dem Primizianten wird bei der Heimatprimiz am Sonntag, 16. Mai 2021 in Landersdorf (bei Dorfen) Gelegenheit sein.
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