Die Coronapandemie schien für uns lange Zeit sehr weit entfernt zu sein. Zwar hörten wir davon, dass sich zuerst in China und dann in Europa immer mehr Menschen mit dem Virus infizierten, aber dass auch unsere abgelegene Region in der kasachischen Steppe in größerem Umfang betroffen werden könnte, erschien uns zunächst eher unwahrscheinlich.
Der erste Coronafall tauchte bereits am 13. März 2020 auf: Eine Frau, die aus Mailand nach Kasachstan zurückgekehrt war, wurde positiv auf Covid-19 getestet. Seit dem 16. März fand der Unterricht in den Schulen, Kollegien und Universitäten nur noch im Online-Format statt. Am 1. September begann das neue Schuljahr mit einem Unterricht, der teilweise in der Schule, teilweise online abgehalten wurde. Die Kinder haben in den Schulkorridoren Maskenpflicht, in den Klassen benötigen sie keine Maske, allerdings müssen sie getrennt sitzen. Die Speisesäle in den Schulen, sowie auch die Internate bleiben geschlossen, um größere Ansammlungen von Menschen zu vermeiden.
Seit dem dritten Schulquartal, d.h. ab Januar 2021, haben unsere Schüler wieder fast ausnahmslos die Möglichkeit, regulär am Unterricht teilzunehmen. Leider erkrankten im Januar einige Mitarbeiter an Covid-19, doch Gott sei Dank konnten inzwischen alle das Krankenhaus verlassen. Immer wieder werden einzelne Organisationen, aber auch ganze Dörfer in Quarantäne gesetzt. Staatliche Kontrollen überprüfen die Einhaltung der Bestimmungen. Trotz der nach wie vor angespannten Situation ist es für uns eine wirkliche Erleichterung, dass „normaler“ Unterricht wieder möglich ist.
Mit dem Beginn der Quarantäne in Kasachstan wurden wir Missionare aus Deutschland und Österreich immer wieder gefragt, ob wir nicht besser in unser Heimatland zurückkehren wollten, bis die Pandemie zu Ende sei. Wir haben uns dagegen entschieden, wenn auch mit etwas Bauchweh: Die medizinische Versorgung ist hier sicher nicht so gut wie in Österreich oder Deutschland. Trotzdem wollen wir die Menschen in dieser schwierigen Situation nicht allein lassen. Auch wenn es wochenlang nicht möglich war, die Gottesdienste mit der Gemeinde zu feiern und die Menschen so wie früher zu besuchen, so wollten wir dennoch das Zeichen setzen: Wir sind da und wir beten für euch.