Adventgedicht von Bruder Thomas Disser
Vier Fichten standen im Winterwald.
Um die Wipfel rauscht der Nordwind kalt.
Da fragten sie stille in sich drin:
Was ist bloß unsres Lebens Sinn?
Wir stehen in Stürmen, Schnee und Regen,
trotzen Hitze und Trockenheit,
da kommt schon einer uns abzusägen,
das Leben ist doch nur Last und Leid.
Ach was, meint da die kleinste Fichte,
mach doch die Lebensfreude nicht zunichte.
Wir durften keimen, grünen, blühen,
die Amsel sang in uns ihr Morgenlied.
Wir strömten Lebensluft in des Sommers Glühen,
des Nachts unterm Sternenhimmel atmet der Wipfel Freud und Fried.
In unsren Zweigen bauten Nester
das Eichhorn und der Meisen Schar.
Unser Holz wurde in den Stürmen fester,
durch unser Atmen ward die Luft so frisch und klar.
Unsrer Stämme starke Balken werden viele Menschen überdachen,
in den von uns getragenen Räumen wird frohes Leben sich entfachen.
Und wohlige Wärme wird von uns strahlen,
wenn unser Innerstes im Ofen glüht.
Und unsres Feuers Licht wird offenbaren,
dass in unsrem hölzern Herzen Liebe blüht.
Und werden wir dann gar zu Kerzen,
die unsres Schöpfers Kommen künden:
Wer gedenkt da noch vergangner Schmerzen?
Dann wird unsres Lebens Strömen in reine schönste Freude münden.
So bleibt unser Glück doch nicht, was wir genommen,
denn unsre Weltenzeit vergeht.
Nur aus unsrer Herzen freiem Schenken wird uns wahre Freude kommen,
denn diese schöne Liebe ist´s, die in alle Ewigkeit besteht.