Lieber P. Paul Schindele, das Generalkapitel liegt hinter Ihnen. Wie sehen Sie es in der Rückschau?
Das Generalkapitel habe ich als intensive, aber auch geistliche Tage erlebt. Es war deutlich spürbar, dass die Diskussionen und Ergebnisse nicht nur in einer konstruktiven und wohlwollenden Atmosphäre stattgefunden haben, sondern auch Frucht vieler Gebete waren – sowohl der Mitglieder als auch vieler Wohltäter. Nicht zuletzt war es auch eine Art großes „Familientreffen“ unter Mitbrüdern, sodass nicht nur der Gesang in der Kapelle, sondern auch das Gespräch bei Tisch durchaus kräftig war.
Mit großer Mehrheit haben Ihre Mitbrüder wieder Sie zum Generaloberen für sechs Jahre gewählt. Wie fühlt man sich nach so einer Wahl?
Um das Amt des Generaloberen reißt man sich nicht, insbesondere wenn man es bereits gut kennt … Aber es freut mich, dass die Kongregation mir so deutlich ihr Vertrauen ausgedrückt hat. Es liegt auf der Hand, dass die Wahl und damit das Amt nur dann umsetzbar sind, wenn die einzelnen Mitbrüder tatsächlich ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen.
Was sind Ihre Ziele für die SJM?
Mir liegt als Mitglied der ersten Stunde am Herzen, dass die SJM auch nach gut dreißig Jahren weiterhin das tut, wofür sie angetreten ist: die Heiligkeit der eigenen Mitglieder und der uns Anvertrauten, besonders der Jugendlichen und Familien, fördern. Nach dem Tod unseres Gründers P. Andreas Hönisch ist die SJM inzwischen „erwachsen“ geworden. Die Sorge „nach innen“, also um innere Einheit und letztendlich Heiligkeit der eigenen Mitglieder, ist weiterhin mein Anliegen und Hauptaufgabe als Generaloberer. Nur aus einem authentischen Ordensleben und einer lebendigen Beziehung zu unserem Herrn Jesus kann das Apostolat nach außen erwachsen werden und echte Frucht bringen.
Wo sehen Sie die SJM in den nächsten Jahren?
Die kirchliche Großwetterlage und damit auch die Glaubensnot haben sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. In vielen Bereichen stehen wir vor dem Zusammenbruch der Volkskirche, wie wir sie kennen. Der Säkularismus macht sich immer weiter breit, was beispielsweise in unserem Apostolat in Belgien deutlich sichtbar ist, sich aber auch im „Synodalen Weg“ in Deutschland herauskristallisiert und durch die Corona-Krise und den kirchlichen Umgang nur noch deutlicher geworden ist. Viele Gläubige sind verunsichert.
Wir maßen uns nicht an, das Heilmittel für all diese Schwierigkeiten zu haben, aber diese nüchterne Bilanz ist unsere Aufgabe: Wir müssen Antworten auf die konkreten Fragen und Nöte der Menschen zusammen mit diesen Menschen suchen, und zwar geführt und orientiert durch unseren Glauben und die Lehre der Kirche. Eine klare katholische Linie zu vertreten und sie sowohl bei den gläubigen Familien und Jugendlichen ohne Abstriche zu verkünden, aber auch missionarisch aktiv zu sein, ist das Gebot der Stunde – und unsere wirklich schöne Berufung! Katechese, eine ehrfürchtige und sakrale Liturgie, spirituelle Angebote wie Exerzitien, geistliche Begleitung, aber auch die verschiedensten Unternehmungen zusammen mit Familien, Jugendlichen und Kindern sind dabei bewährte Werkzeuge. Dass wir dabei als „Diener Jesu und Mariens“ in erster Linie auf die Gnade Gottes und die Fürsprache Mariens vertrauen, haben wir am Kapitel durch die Erneuerung unserer Weihe an die Herzen Jesu und Mariens, klar unterstrichen.
P. Paul Schindele, herzlichen Dank für das Gespräch!