Predigt vom St. Pöltener Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz bei der Diakonatsweihe von Frater Florian Bauer und Frater Stephan Waxenberger
Samstag, 4. Juli 2020, Blindenmarkt | Lesung: Am 9,11–15 Evangelium: Mt 9,14–17
Das war jetzt sehr beeindruckend, liebe Schwestern und Brüder! Die Weihekandidaten haben gesagt: „Hier bin ich!“ (Vgl. auch Ex 3,14) Das ist ein starkes Echo auf den Namen unseres Gottes. Wenn wir in der Bibel nachschlagen und dann bei Mose im Buch Exodus lesen, wo er sagt: „Gott, sag‘ mir deinen Namen!“ Dann sagt er: „Ich bin da und werde da sein! Hier bin ich!“ (Vgl. Ex 3,14) Also Ihr, liebe Weihekandidaten, sollt so etwas sein wie ein Echo auf den Gottesnamen, wie in der Bibel nachzulesen ist. An Euch sollen die Leute ablesen, dass Gott da ist. Das ist ja etwas, was heute ganz wichtig ist, in unserer Zeit, wo manche fragen: „Wo ist denn Gott heute?“ „Du, ich bin da für dich!“ Ich bin da – und in diesem „ich bin da für dich“ erfährt der Mensch, dass es einen Gott gibt, der auf uns schaut, der sich für uns hingegeben hat, der für uns lebt. Und diese Lebenshingabe dieses Gottes wollen die beiden Brüder zu ihrem Lebensprogramm machen.
Ich danke dem Generaloberen Eurer Gemeinschaft und allen in der Gemeinschaft, die Euch da bisher begleitet haben. Aber vor allem danke ich auch Euren Eltern, Geschwistern, Angehörigen, Freunden, die mitgekommen sind und jetzt dabei sind, wie Euer Leben zum Sakrament wird. Jetzt werdet Ihr nicht bloß beauftragt, jetzt übergeben wir kein Dekret und sagen: „Ab jetzt bist du Diakon!“ Wir feiern das Sakrament der Weihe. Das ist ein Hineinbeten in die Kraft des Heiligen Geistes, der Euch dann erfüllt, der Euer Leben zum Sakrament macht. Also wir spenden nicht nur den Menschen Sakramente, sondern Diakon, Priester, Bischof sein heißt: Unser Leben ist Sakrament. Das ist eine Lebensverwandlung. Da geht es jetzt auch nicht um das Aufteilen irgendwelcher Funktionen; sondern Priester, Diakon, Bischof sein heißt, eine bestimmte Lebensgestalt, nämlich die Lebensgestalt, die Maß nimmt am Evangelium, darzustellen. Wenn wir anfangen, unsere Funktionen aufzuteilen (der darf ein bisschen, der darf auch ein bisschen was), da kommen wir in der Kirche überhaupt nicht weiter. Sondern es geht um die Gestalt des Priesters und zuvor um die Gestalt des Diakons. Man kann sagen: „Das macht die, das macht der…“ – aber das wird der Gestalt des Priesters oder Diakons nicht gerecht. Ein Vergleich: Muttersein kannst du auch nicht aufteilen. Mutter ist Mutter, Diakon ist Diakon, Priester ist Priester. Das ist eine Gestalt des Lebens. Und da werdet Ihr jetzt hineingeführt.
Wenn wir also beten: „Nimm sie als Diakone in den Dienst an deinem Altar, sende auf sie herab den Heiligen Geist.“ Das ist eine siebenfache Gabe. Nicht von unten her, werdet Ihr jetzt hinaufgehoben, sondern von oben her werdet Ihr in die Wirklichkeit Gottes hineingezogen. Euer Leben soll vom Evangelium durchdrungen sein. Dazu werde ich Euch heute das Evangeliar in die Hand geben. Das ist das Einzige, was ich Euch bei der Messe gebe (das Evangelienbuch) und dann nehme ich es Euch gleich wieder weg!
Ich möchte nämlich, dass Ihr Euch am Evangelienbuch festhaltet: „Was du liest, ergreife im Glauben“, heißt es. „Was du glaubst, das verkünde. Und was du verkündest erfülle im Leben.“ So: Ich nehme es Euch dann gleich wieder weg, damit Ihr die Hände frei habt, den Menschen zu dienen. Also: Wir müssen uns am Evangelium festhalten, dann das Evangelium wieder auslassen und schauen: „Wo begegnet uns dieses Evangelium in der Begegnung mit den Menschen?“ Bei den Armen, bei den Kranken, bei denen, die nicht weiterwissen, bei denen, die ihre Fragen haben. Da entdecken wir dann plötzlich das Evangelium und den Jesus, von dem wir im Evangelium lesen. Das ist so ein Wechselspiel von Festhalten am Evangelium, Loslassen und das Evangelium wieder neu entdecken in den Menschen, mit denen wir zusammen sind.
Das ist eine herausfordernde Aufgabe und immer wieder dann zurückkehren, sich am Wort Gottes festhalten und es in den Gesichtern der Menschen wahrzunehmen, das wird Euer Dienst sein. Hinausgesandt in die Welt, wachsam zu sein, wo es Bedrängnis, wo es Armut gibt und das Ganze gehalten von der Gemeinschaft des Gebetes. Ihr sollt ja Männer der Innerlichkeit sein. Ihr habt vorher Rosenkranz gebetet, hat Pater Michael erzählt, Ihr habt Euch Zeit gelassen, wir haben Euch auch Zeit gelassen, bis Ihr mit dem Rosenkranz fertig wart. Da merkt man, wie wichtig das ist: Das miteinander Beten und dieses Netzwerk des Gebetes, in dem wir getragen sind und in das wir hereintragen, was wir aus der Welt erfahren.
Der Diakon soll ja die Fürbitten vorlesen, beim Gottesdienst. Nicht nur lesen, sondern er soll formulieren, im Gottesdienst, was die Bedrängnisse der Menschen sind. Und da kommt er herein und sagt: „Feiern wir, Gemeinde! Ich habe das erfahren und da ist die Not und da sollten wir beten!“ – Ihr sollt also all das, was Ihr an Bedrängnis, Not, Ausgesetzt-Sein der Menschen erfährt, ins Gebet hereintragen und viele dazu einladen. Ihr sollt Männer der Innerlichkeit sein und selber die Klage der Welt ins Gebet hereinheben. Ihr seid übrigens die, die nach der liturgischen Ordnung die Osterkerze in die dunkle Kirche hineintragen. Die trauen sich was, die Diakone: Die gehen in die Dunkelheit hinein, aber mit dem Osterlicht. Den Auferstandenen, aus der Welt kommend, das Osterlicht, tragen sie in die dunkle Kirche hinein. Das ist eine sehr schöne, tiefe Symbolik für einen Diakon. Er trägt das Osterlicht und er sagt, wonach wir uns ausrichten sollen. Das ist schon ein Lebensprogramm. Ihr werdet jetzt als Diakon nicht für eine bestimmte Zeit geweiht, denn auch wenn Ihr dann zum Priester geweiht werdet, bleibt Ihr Diakone.
Es soll diese Grundhaltung in Euch bleiben: Mit dem Osterlicht kann man die Dunkelheit der Welt vertreiben. So geht es eigentlich am leichtesten. Sonst ist es manchmal schwierig, die Dunkelheit auszuhalten. Aber nicht im Augenblick, wo der Auferstandene in unserer Mitte ist, mit seinem Licht. Die Statuen stehen ja auch alle im fest gewordenen Osterlicht da. Das Gold ist fest gewordenes Osterlicht. Damit wir erinnert werden: Mensch! Was immer auch passiert in deinem Leben, schau! Das spiegelt hier beim hl. Josef, hier, beim hl. Florian – die Figuren haben hier gleichsam den Mantel des Osterlichtes angezogen, um uns zu sagen: „So geht dein Leben aus!“ Und wenn das ganze Leben oft als Fragment empfunden wird: Es gibt noch etwas jenseits der Schwelle des Todes. Und ich bitte euch, dass ihr sagt: „Dafür setze ich mein Leben ganz ein.“
Ihr versprecht heute Ehelosigkeit. Der Zölibat ist heutzutage schon eine Provokation für die Leute, weil sie sich das überhaupt nicht vorstellen können, dass es das gibt. Aber das ist eine Lebenshingabe in dem Wissen, dass unser Leben eine fragmentarische Wirklichkeit hat. Es ist eben alles nicht so vollendet, was wir machen, und wir wissen: „Es wird vollendet.“ Und davon reden wir nicht nur, sondern in unserer Lebenshaltung der Ehelosigkeit, um des Himmelreiches willen, sagen wir: „Das ist mein Lebensprogramm. Ich kann das nicht erklären, sondern ich lebe darauf hin, dass es diese Vollendung gibt.“ Es ist also sehr spannend, was wir heute da miteinander erleben und sind sehr getragen natürlich vom Gebet und von der Bitte um den Heiligen Geist.
Wir rufen jetzt dann alle Heiligen an, dieses Netz der Allerheiligenlitanei wird jetzt ausgespannt und da könnt Ihr Euch dann hineinfallen lassen und getragen sein, bevor Ihr Euch dann aufrichtet und ich Euch die Hand auflege und den Heiligen Geist herabrufe und mit dem Heiligen Geist dann die Gnade der Weihe.
Amen.
(Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch Bischof Dr. Alois Schwarz.)
Ausblick: Die Priesterweihe von Diakon Florian Bauer und Stephan Waxenberger wird am 7. Mai 2021 im Stift St. Florian in Österreich stattfinden.
(Die folgenden Fotos sind in maximaler Auflösung HIER downloadbar.)
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