Für die Spendung eines Sakramentes ist die physische Gegenwart von Spender und Empfänger notwendig. Darum hat bereits im Jahr 1992 die Römische Kongregation für die Glaubenslehre in einem Dekret ausdrücklich die „Fernspendung“ von Sakramenten untersagt. D.h. die Lossprechungsworte der Beichte oder die Wandlungsworte der heilige Messe können nicht per Telefon übermittelt werden – so die aktuelle, offizielle kirchliche Position.
Freilich, man muss nicht grundsätzlich ausschließen, dass die Kirche den Begriff der „physischen Gegenwart“ in Zukunft weiter untersucht und näher bestimmt. Vielleicht kommt sie dann zur Überzeugung, dass mittels der neuen Kommunikationsmittel eine „physische Gegenwart“ auch über weitere Entfernungen möglich ist. Aber dazu hat die Kirche (unseres Wissens) bislang keine Entscheidung getroffen. Und damit bleibt die bisherige Praxis gültig. Und man darf in der gläubigen Zuversicht leben, dass Gott niemandem die notwendigen Gnaden verweigert, der sich an kirchliche Regelungen hält.
Wo immer es also vernünftiger Weise möglich ist, eine „reale“ Beichtgelegenheit aufzusuchen, ist das auch in Corona-Zeiten der richtige Weg. Wenn diese Möglichkeit fehlt, kann man nach erfolgter Gewissenserforschung einen Akt der vollkommenen Reue erwecken, d.h. sich aus Liebe zum Herrn innerlich vom eigenen schuldhaften Verhalten distanzieren. Verbunden mit dem Vorsatz zur Beichte bei nächster Gelegenheit, schenkt Gott in diesem Fall die Vergebung der Sünden. Papst Franziskus hat dazu in seiner Predigt am 20. März 2020 erklärt: „Wenn du keinen Priester zum Beichten findest, dann sprich mit Gott – er ist dein Vater –, sag ihm die Wahrheit und bitte ihn aus ganzem Herzen um Vergebung.“ Dann soll man – so der Papst – ein Bußgebet formulieren und versprechen, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Beichte abzulegen. „Und sofort wirst du zurückkehren in die Gnade Gottes… Ein gut gemachter Bußakt, und unsere Seele wird wieder weiß wie Schnee.“ (vgl. Vatican News: Beichten ohne Priester? Papst Franziskus erklärt, wie’s geht.)
Noch eine Anmerkung: Ein Sündenbekenntnis per Telefon gegenüber einem Priester oder einer anderen Vertrauensperson kann für manche Menschen eine hilfreiche Form sein, um den persönlichen Akt der vollkommen Reue zu unterstützen; damit könnte man dieser Praxis dann durchaus eine positive Funktion zuschreiben. Aber es bleibt trotzdem bestehen, dass es sich dabei gemäß der aktuellen kirchlichen Praxis nicht um ein Sakrament handelt!