Der Abschied vom Glauben ist kein Naturgesetz
„Nach menschlichem Ermessen wird die Kirche in Deutschland, Österreich und der Schweiz in wenigen Jahren kaum mehr eine gesellschaftlich wahrnehmbare Rolle spielen. Das ist weniger schade um die Kirche als schlimm für die Menschen, die Gott verlieren oder Jesus nie kennenlernen. Wir sind katholische Christen in Österreich, Deutschland und der Schweiz, die unter der ‚Erosion des Glaubens‘, von der Papst Franziskus spricht, leiden. Wir wissen: Unsere Heimatländer sind Missionsländer geworden. Wir sind bereit für Mission. Wir wünschen, dass unsere Länder zu Jesus finden.“
Mit diesen Worten beginnt die Präambel des „Mission Manifest“, einer neuen Initiative, die in der katholischen Kirche das Bewusstsein für die Notwendigkeit der aktiven Glaubensweitergabe schärfen möchte und Gemeinschaften zusammenführt, die dieses Anliegen teilen. Über weite Strecken funktioniert das traditionelle System der „Volkskirche“ nicht mehr; außerdem wäre es noch lange kein Garant, dass wirklich das eigene Herz für Jesus brennt, wenn man in einer Pfarrei aufwächst und sonntags in die Kirche geht. Aber genau darin besteht das Wesentliche unseres christlichen Glaubens: Andere durch das eigene brennende Herz für Christus anstecken. Kurz: Mission.
Die zehn Thesen des „Mission Manifest“ fassen die Eckpunkte zusammen, die wir gemeinsam mit vielen anderen guten Gemeinschaften und Bewegungen als Grundlage und Voraussetzung für eine Neu-Evangelisierung ansehen:
1. Bekehrung zu Jesus!
Glaube besteht in erster Linie in der bewussten Entscheidung für Jesus. Mission bedeutet, Menschen auf dem Weg zu dieser Entscheidung zu begleiten.
2. Mission = Priorität Nr. 1.
Christ ist man nicht für sich selbst; die Kirche ist sich nicht Selbstzweck, sondern Instrument, die Menschen mit Jesus in Kontakt zu bringen. Darum zählt die Mission zu den ersten Aufgaben der Kirche.
3. Chancen: riesig.
Unsere Gesellschaft lebt weitgehend in einem geistlichen Vakuum. Die Menschen sehnen sich nach Sinn und Erfüllung. Das hat eine neue Offenheit für den Glauben geschaffen.
4. Adressaten: alle.
So einfach und simpel. Jesu Einladung gilt nicht nur für Kirchgänger, sondern schlicht für alle. Wir sind die Postboten.
5. Gebet ist Schlüssel.
„Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts“ (Johannes Hartl). Erst recht gilt das im Fall der Mission.
6. Lernen von Protestanten und gemeinsam mit ihnen.
Ja, genau. Es gibt Dinge, die unsere evangelischen Mitchristen besser können, als wir; Dinge, die wir scheinbar in der katholischen Kirche manchmal ein stückweit vergessen haben, z.B. die unbedingte Wertschätzung der heiligen Schrift, die Notwendigkeit der entschiedenen Lebensübergabe an Jesus usw. Die Demut, in diesen Punkten neu von ihnen zu lernen, steht uns katholischen Christen gut an. Damit ist weder gesagt, dass diese Punkte nicht ursprünglich grundkatholisch sind, noch, dass es nicht wichtige Unterschiede in unserer Glaubensauffassung gibt (das verschiedene Verständnis von Kirche, Amt und Sakramente). Vorschnelle ökumenische Schein-Einigkeit wäre kontraproduktiv.
7. Inhalte neu entdecken.
Nur was man kennt, kann man lieben; nur was man kennt, kann man weitergeben.
8. Mission ist nicht Indoktrination
Mission ist das freie Angebot einer beglückenden Erfahrung, die man selbst geschenkt bekommen hat. Von dieser Erfahrung wollen wir Zeugnis ablegen. Nicht mehr, nicht weniger. Glaube kann und darf nie erzwungen werden.
9. Nicht nur für Profis
Jeder ist gerufen, seinen Glauben weiterzugeben. Evangelisierung ist nicht auf Amtsträger oder hauptamtliche Kirchenfunktionäre beschränkt, sondern geht jeden an.
10. Freude!
Nur die Freude am Herrn wird die Herzen der Menschen erreichen. Wer Mission als lästige Pflichtaufgabe angeht, kann sich alle Bemühungen sparen. Wir wurden von IHM beschenkt – es drängt uns, diese Freude anderen weiterzuschenken!
Die vollständige Fassung der 10 Thesen finden sich auf der Homepage von https://www.missionmanifest.online.
Als SJM danken wir den Initiatoren des „Mission Manifest“ für die großartige Idee und ihr mutiges Vorangehen, das unseren eigenen Bemühungen im Weinberg des Herrn neuen Aufwind gibt.