Am Freitag, dem 23. September 2016, waren P. Gabriel Jocher und P. Michael Rehle von unserem Diözesanbischof DDr. Klaus Küng zum Priester geweiht worden (siehe eigener Bericht). An den folgenden zwei Tagen durften sie in der Pfarrkirche St. Anna in Blindenmarkt jeweils die erste Heilige Messe, die Ordensprimiz, feiern. Und so wurde das Wochenende für die beiden Neupriester, aber auch für uns als Ordensgemeinschaft, für alle Gäste und für ganz Blindenmarkt, zu einer ganz besonderen Zeit.
Am Samstag feierte der Primiziant P. Gabriel seine Primizmesse in der forma extraordinaria als Levitiertes Hochamt. P. Hans-Peter Reiner, Generalvikar der SJM, hielt die Primizpredigt. „Bumms, da lieg ich – hopp, da steh ich!“: Diese beiden Sätze, die auf eine persönliche Begegnung mit einem Russlanddeutschen in Kasachstan zurückgehen, gaben den Leitfaden für die zu Herzen gehende Ansprache. Ein Priester muss bereit sein, sich klein zu machen, muss sich seiner eigenen Schwächen bewusst sein, muss seine eigene Ohnmacht akzeptieren („Bumms, da lieg ich!“) – nur dann wird Christus durch ihn wirken können. Aber zugleich darf er sich nie mit dem Ist-Zustand zufrieden geben, er muss immer neu anfangen, darf nie aufgeben („Hopp, da steh ich!“) – dann wird er ein fruchtbares Instrument in der Hand des HERRN sein können.
Für den Samstagabend hatte die Pfadfindergruppe aus Marienfried ein großes Theater vorbereitet: Alfred Hitchcocks Spielfilm „I confess“. Auf einer großen Bühne, die im Klostergarten des Auhofs extra zu diesem Anlass aufgebaut worden war, wurde der Krimi von rund 25 Pfadfindern und Pfadfinderinnen professionell inszeniert. Das beeindruckende Zeugnis des P. Logan, der zum Schutz des Beichtgeheimnisses riskiert, wegen angeblichen Mordes verurteilt zu werden, passte thematisch ausgezeichnet zum Primizwochenende.
Am Sonntagmorgen wurde der zweite Primiziant, P. Michael Rehle, von der Blindenmarkter Blaskapelle am Kloster abgeholt und in festlicher Prozession zusammen mit allen Gästen und den Gläubigen der Pfarre Blindenmarkt zur Pfarrkirche geleitet. P. Franz Krenzel, Pfarrer von Blindenmarkt, wies bei der Begrüßung auf das besondere Privileg hin, innerhalb von 24 Stunden an zwei Primizmessen teilnehmen zu können. Die Primizpredigt wurde dieses Mal von P. Paul Schindele, Generaloberer der SJM, gehalten. Er stellte die Frage: „Warum wird ein junge Mann Priester?“ Drei Gründe kamen zur Sprache: Erstens, weil Gott ihn berufen hat. Zweitens, weil er auf die göttliche Liebe, die er in seinem Leben erfahren hat, durch seine Liebe antworten möchte. Und drittens, weil ihm die geistliche Not der Menschen zu Herzen geht. Auch in dieser Predigt fehlte es nicht an pointierten Formulierungen, die den Gläubigen noch lange im Gedächtnis bleiben werden. „Gott hat eine Vorliebe, Schwache und Dumme zu berufen,“ rief P. Schindele den Gläubigen zu. Denn Christus sei gekommen, die Sünder zu berufen, nicht die Gerechten. Trotz aller natürlichen Talente, die beide Neupriester auszeichne, bleibe jeder Priester ein gebrechlicher Mensch, ein Sünder. Aber gerade als solcher sei er von Gott berufen.
Zum anschließenden Mittagessen waren alle Gläubigen in den Auhof eingeladen. Zu Beginn der Dankandacht, die in der Hauskapelle des Klosters stattfand, erklärte P. Michael Rehle seinen Primiz-Wahlspruch: „Ich will mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache“ (Ps 17,15). Die Fülle des Lebens erwarte uns erst noch, nämlich im Himmel beim HERRN, wenn wir Gott schauen dürfen wie ER ist. In die Spannung dieser Erwartung und Vorfreude wolle er sein Priesterleben stellen, so der Primiziant. Einen thematisch ganz ähnlichen Bibelvers hatte P. Gabriel Jocher gewählt: „Ob wir leben oder ob wir sterben, wir sind des HERRN“ (Röm 14,8). Zum Abschluss baten die Neupriester nochmals alle Gläubigen eindringlich, ihr zukünftiges Wirken als Priester im Gebet zu begleiten.
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