Diakon Manuel Stelzer erzählt von seinem Aufenthalt in Toulon
Seit rund fünf Wochen bin nun hier in unserer Pfarrei in Toulon. Bei meiner Ankunft in der Pfarrkirche war gerade der Kreuzweg in vollem Gange. Dabei war ich erstaunt, wie viele Leute um diese Zeit am Kreuzweg teilnahmen.
Zu den ersten Herausforderungen gehörte, dass ich gleich am fünften Tag meines Aufenthalts predigen sollte. Noch nie habe ich so lange eine einzelne Predigt vorbereitet. Schlussendlich half mir eine gläubige Frau aus der Pfarrei bei der Endkorrektur.
Meine Hauptaufgabe ist zunächst, mein Französisch zu verbessern. Dazu habe ich eine Privatlehrerin, die sehr viel Geduld mit mir hat. Im Unterricht arbeiten wir sogar mit Kinderbüchern: Sie zeigt mir Bilder und ich erkläre ihr auf Französisch, was dargestellt ist. Ansonsten versuche ich einfach mit den Leuten der Pfarrei ins Gespräch zu kommen. Manchmal ist es ganz schön anstrengend, wenn man etwas eigentlich ganz einfaches nicht sagen kann, da einem die französischen Worte fehlen. So kommt man dazu, dass man im Gespräch zunächst eher zuhört, statt redet. Man braucht auf jeden Fall Geduld, viel Geduld!
Vor allem am Wochenende komme ich als Diakon zum Einsatz. Wir haben eine Vorabendmesse und drei Sonntagsmessen (9 Uhr, 10.30 Uhr und 18.30 Uhr), wobei die 9 Uhr-Messe in der „forma extraordinaria“ gefeiert wird. In den Ordinaria-Messen bin ich als Diakon im Einsatz. Insgesamt gibt es einen Stamm von ca. 400 Gläubigen, die jeden Sonntag die Hl. Messe besuchen, eine Zahl, von der manche deutsche Pfarreien wohl träumen würden. Aber es gibt durchaus noch Potential nach oben: unsere gesamte Pfarrei zählt insgesamt um die 16.000 Seelen.
In der freien Zeit kann ich immer wieder auch mal kurze Fahrradtouren unternehmen. Die Umgebung von Toulon ist wunderschön. Obwohl wir direkt am Meer sind, gibt es bei uns Berge, die höher als 800 Meter sind. Und der Ausblick auf das Meer ist einfach herrlich…
In den Tagen vor Ostern gab es verständlicherweise einiges vorzubereiten. Um die Ausschmückung der Kirche kümmerten sich viele fleißige Helfer aus der Pfarrei. Die Mitbrüder und ich übten währenddessen vor allem die Liturgie ein. Das war teilweise gar nicht so einfach, vor allem wenn viele (kleine) Ministranten dabei waren, denen es manchmal doch schwer fiel, längere Zeit halbwegs still zu sein. In der Osternacht durfte ich dann als Diakon das Osterlob „Exsultet“ singen. Schon lange hatte ich mich darauf gefreut, aber es war natürlich auch eine Herausforderung, diesen feierlichen Gesang auf Französisch vorzutragen.
Eine Anekdote noch zum Schluss: Eines Tages kam in der Kirche eine Frau auf mich zu und fragte mich, ob ich ihr helfen könne. Sie hätte gern Weihwasser für den Friedhof. Sie hatte ein kleines Fläschchen in der Form der Lourdes-Muttergottes dabei. Da kein Priester in der Nähe war, bot ich ihr an, Wasser zu weihen. Während ich die nötigen Dinge holte, sollte sie das Fläschchen mit Wasser auffüllen. Nach kurzer Zeit kam ich zurück, ausgerüstet mit Stola, Salz und dem kleinen Rituale in lateinischer Sprache. Als ich das Büchlein aufschlug, war ich ein wenig überrascht, wie lang das Segnungsgebet war. So betete ich mehrere Minuten auf Latein, während die Frau das Fläschchen geduldig in der Hand hielt. Am Ende war ich froh, dass wir es nun geschafft hatten. Ich nahm das Fläschchen, um die Frau noch mit dem frisch geweihten Weihwasser zu besprengen… Doch die Flasche war leer! Die Frau hatte mich wohl nicht richtig verstanden, als ich sie bat, das Gefäß mit Wasser aufzufüllen. Wie die Frau letztlich doch noch zu ihrem Weihwasser kam, verrate ich Euch an dieser Stelle nicht…
Schlussendlich bitte ich um Euer Gebet und wünsche Euch allen eine gnadenreiche Osterzeit.
Manuel Stelzer SJM
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